Montag, 25. Juni 2012

Mir fehlt ein Gen


Karl, ein stolzer französischer Fussball-Fan!
‪Ich mache mir langsam etwas Sorgen, mir fehlt offensichtlich ein Gen – das Fußball-Gen. Egal welches Spiel ich mir anschaue: die Spannungskurve liegt wie ein schlaffes Gummitwist (Dank an die Kollegin für die Reanimierung dieses wunderbaren Begriffes aus meiner Kindheit) am Boden. Würde man mir während des Spiels 90 Minuten lang den Blutdruck messen, man würde keinen erwähnenswerten Ausschlag erkennen. Bei den ersten drei Deutschlandspielen konnte ich kaum gegen meine Müdigkeit ankämpfen. Auf einer längeren Autofahrt hörte ich ein Spiel im Radio an (Bayern drei) und wartete auf die unglaubliche Spannung, von der mir jeder erzählt hat, der schon mal ein Spiel im Radio gehört hat. Hmmm, ich bemerkte keine erwähnenswerte Änderung meines Gefühls. Ich bin überzeugt: der Moderator war aufgeregt und begeistert, mäkelte aber auch an der Spielqualität der Deutschen herum. Wieso eigentlich? Die sind doch bisher immerhin weiter gekommen! Ansonsten: da ich nicht alle Namen kenne und zuordnen kann ­– stellte sich auch in diesem Spiel keine Spannung ein. Ich weiß schlicht und ergreifend gar nicht wer, wann, wohin rennt, wobei das ja eigentlich bei dem Klang von deutschen und dänischen Namen einfach auseinander zu halten wäre?! Immerhin kriege ich am Ende mit, wer gewonnen hat und wer welche Tore geschossen hat.‬

‪Ein gutes Rezept ist immer: in ein anderes Land zu reisen, um eine neue Sichtweise auf die Dinge zu erhalten. Nun schaue ich also in Frankreich das Spiel Frankreich gegen Spanien, ich tippe um einen horrenden Einsatz von einem Euro 2:1 für „les Bleus“ und ich bemühe mich im Gastland natürlich um Patriotismus. Der Einfluss der französischen Fans hat immerhin während der WM vor zwei Jahren dazu geführt, das mein Herz für Fußball immerhin gen Dreivierteltakt schlug.‬

‪Auf einer Geburtstagsparty meiner Freundin Doris in Nancy wird also pünktlich der Fernseher eingeschaltet. Ansonsten hört man wenig - die Kommentatoren im Fernsehen sind nicht zu hören – der Ton ist mehr oder weniger abgestellt. Aus den Reihen höre ich, dass diese Kommentatoren zu seriös sind und man deshalb auf den Ton verzichtet. Hier gibt es anscheinend keinen adäquaten Günther Netzer. Aber auch in Deutschland fehlt mir dieser ja mittlerweile sehr. Man erfreut sich hier vielmehr an den Bildern. Im Zimmer wird wild diskutiert über verschiedenste Dinge es fallen Namen wie Schweinteigäääääääär (Schweinsteiger), Joakim Löööwwwww (Joachim Löw), Ööööööööözilllllll (Özil) und Khediraaaaaaah (Khedira) und es wird wild über die Strategien der Deutschen – insbesondere aber von Jogi Löw – diskutiert. Immerhin ist es ja noch möglich, das die Franzosen dann im Finale gegen die Deutschen spielen.‬

Karls Trikot von 2006 - bleibt es bei einem Sternchen?
‪Jérôme‬ und Karl





























Karl sitzt als Einziger im Frankreich-Trikot von 2006 – pas vraiment à la mode – aber ich habe wohl gleich erkannt, dass er ein Frankreich-Fan ist (wie außergewöhnlich).

Nach der Halbzeit ist auch in der 51sten Minute noch nichts Dramatisches passiert – außer dass Spanien ein Tor hat. Aber das habe ich ja exakt so getippt – also alle Gewinnchancen noch offen!  Man hört ein großes „oh, là, là…“ wenn die gegnerische Mannschaft auf das eigene Tor zielt und „Putain“ was ich hier nicht näher übersetzen möchte. Ein „But“ (Tor) fällt leider für die Blauen nicht.

In der 81sten Minute ist mir eigentlich klar, dass ich meinen Einsatz von einem Euro wohl verlieren werde. Am Ende ist klar, mein Kumpel Frank hat das Tippspiel gewonnen. Im Topf sind 15 EUR aufgeteilt auf zwei Gewinner: für Frank und für die Spardose von Nemo, dem Sohn von Sebastian und Bénédicte.
 
Abschließendes Urteil: Fußball mit Genuss von Champagner ist auf jeden Fall erstrebenswert!
Text und Fotos: Daniela Höhman

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