Samstag, 3. Juli 2010

Neue Freunde

Die Wuppertaler Stadtwerke bieten seit kurzem einen wunderbaren Service: In den Bussen und Schwebebahnen werden die Ergebnisse der WM-Spiele durch gegeben. Super. Sofort wird aus den genervten, verschwitzen und latent depressiven Nutzern der öffentlichen Verkehrsmittel eine fröhliche Gruppe kommunikationsfreudiger Menschen. Die letzen Spiele werden diskutiert, die Fernsehkommentatoren kritisiert, Löw gelobt und die ultimativen Weltmeisterschaftstipps abgegeben. Selbst diejenigen, die sich gar nicht für Fußball interessieren beteiligen sich gerne an den Gesprächen und sei es nur, um dies kund zu tun. Meine Fahrstrecke von der Agentur nach Hause beträgt leider nur vier Stationen. Beim letzten Mal bin schon zwei Haltestellen später ausgestiegen, weil es so nett war. Und wenn meine 613 dann ohne mich weiterfährt, bin ich fast ein wenig wehmütig. Trost spenden mir aber die vielen zum Abschied winkenden Hände meiner Fahrgemeinschaft.

Doch auch für Autofahrer ist die Zeit der Isolation vorbei – zumindest als bekennender Deutschlandfan (Fahne!). Mit herunter gekurbelten Seitenfenstern stand ich gestern kurz an der Einmündung einer Straße, um links abzubiegen. Da hielt eine abenteuerlich aussehende Gestalt mit langen grau-blonden Haaren ihren Kopf weit in meinen Wagen und rief fröhlich: "Die Sonne scheint, Maradona weint!" Komischer Typ eigentlich – aber das Trikot stand ihm. Ich will mal hoffen, dass das Orakel recht hat und bin jetzt eigentlich ganz optimistisch, dass wir die Argentinier vom Platz putzen. Doch kommen da nicht Wolken auf? Ist diese leichte Brise, die ich bis vorhin noch als sehr angenehm empfunden habe, nicht das erste Anzeichen für ein nahendes Unwetter. Wie ist das Wetter in Kapstadt? Ich werde nun doch ein bisschen unruhig. Vielleicht fahre ich zur Beruhigung noch ein bisschen spazieren und bekomme so neue Informationen über den Spielausgang. Oder lieber Bus?

Autorin: Marion Roemer

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