Endlich!
Die WM hat nun auch für den Weltmeister angefangen. So scheint es zumindest.
Gegen Mexiko stimmte nichts. Weder die Einstellung noch das Ergebnis. Doch am
letzten Samstag als wir gegen Schweden spielten, da war es wieder zu spüren:
dieser Kampfgeist und absolute Siegeswille, der uns vor vier Jahren zum
Weltmeister machte. Die Mannschaft strotze vor Selbstvertrauen. Und einer ganz
besonders: Toni Kroos. Eigentlich ein Mann der leisen und besonnen Worte. Immer
beherrscht, diszipliniert und fair. Am Samstag war er der Führungsspieler den
Deutschland brauchte. Ein echter Typ eben, der auch nach dem Spiel deutliche
Worte fand. Aber alles von Anfang an und der Reihe nach.
Die
erste Halbzeit war zum Vergessen. Auch für Toni Kroos. Er spielte in der 32
Minute den fatalen Fehlpass, der sofort bestraft wurde. Schweden blieb eiskalt
und ging in Führung. Dass Sebastian Rudy mit blutender Nase vom Platz musste,
blieb am Ende der ersten Hälfte eher eine Randnotiz.
Doch
der Weltmeister kam wieder – und wie. Marco Reus brachte unser Team zurück ins
Spiel und traf zum 1:1. Dann nahm die Partie erst richtig Fahrt auf. Die Deutschen
verschärften das Tempo, blieben allerdings nicht fehlerfrei. Aber Körpersprache
und vor allem Einstellung stimmten nun endlich. Doch nach neunzig Minuten war
man durch Boatengs Platzverweis nur noch zu zehnt und fast aus dem Turnier
raus. Aber unsere Jungs warfen alles rein, was sie hatten, und gingen am Ende
als verdiente Sieger vom Platz – dank Toni Kroos. Aus einem fast unmöglichen
Winkel verwandelte er in der 95 Minute zum 2:1. Es war ein absolutes Traumtor.
Wie
eingangs erwähnt, fand der Spielmacher auch nach dem Sieg deutliche Worte. Angesprochen
auf seinen Fehlpass aus der ersten Hälfte entgegnete er: „Wenn
du im Spiel 400 Pässe spielst, dann kommen zwei nicht an.“ Und er machte klar,
dass es nicht um Fehler geht, sondern um die Art, wie man damit umgeht. Toni
Kroos formulierte es allerdings eher so: „Du musst dann auch die Eier haben,
dann so eine zweite Halbzeit zu spielen.“
Spielerisch und verbal selbstbewusst: das
kennt man eigentlich von einem ganz Anderen, der an diesem Abend nicht dabei
war. Die Rede ist, wie kann es anders sein, von Zlatan Ibrahimovic. Wie die
Niederlande und Italien hatte auch er es nicht zur WM geschafft. Leider muss
man sagen. Denn der Fußball lebt von eben diesen Spielern, die sich alles
zutrauen und alles sagen. Sie sorgen für Spannung und Dramatik, bringen uns zum
Staunen und manchmal zum Verzweifeln. Immer polarisierend, immer an der Grenze.
Auf dem Platz und daneben. Echte Typen halt.
2014
sagte Ibra einmal, dass man eine WM ohne ihn eh nicht sehen muss. Allerdings
wäre das am Samstagabend wirklich schade gewesen. Denn dann hätte man auch diesen
„zlatanierenden“ Toni Kroos verpasst. Führungsspieler und – um es mit so
bescheidenden Worten wie Zlatan zu sagen – nebenberuflicher Fußballgott.
Text:
Carsten Wodtke (Idee von Maik Fischer)
Illustration:
Marc Lewis Ramage
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