Montag, 28. Juni 2010
Deutschland : England in Paris
Langsam finde ich Gefallen an der Sache und entwickele mich zu einem wahren, patriotischen Fan! Wo guckt man am Besten dieses Match Deutschland : England, wenn man sich in der Französischen Hauptstadt befindet? Ganz klar in dem englischen Pub: The Bombardier! Das war nicht meine Idee, vielmehr hat sich meine französische Begleitung dort mit einem Freund verabredet. Eine deutsche Kneipe gibt's wohl auch nicht. Der Pub ist überfüllt mit Menschen, am Eingang steht ein Fan, der in etwa so aussieht wie der Schlagzeger aus der Muppetshow (einige Tattoos, silberne Halskette, Glatze, ein paar Zähne weniger - vom Körperbau eher ein kleiner Mastiff) der immerhin eine deutsche Fahne als Umhang trägt. Ich denke noch so zu mir dass das immerhin ja ein deutscher Fan sein könnte. Weit gefehlt, seine Bekleidung stellt sich als Tarnung heraus, als ich innmitten der Meute stehe, ich bin in dem überfüllten und vom Klima eher subtropischen Pub wohl die einzige Deutsche. Deshalb bestelle ich an der Bar erst mal ein deutsches Bier (Becks). Bei aller Völkerfreundschaft: dieses englische Zeugs, welches beinahe ohne Schaum etwas lustlos in Pappbechern schwappt kann ich zu diesem wichtigen Match natürlich nicht trinken!
In der Menge von englischen Fans stehend kann ich auch gar nicht mehr anders als aufpassen, was meine deutschen Jungs da so auf dem Feld machen und so gröle ich für meine Verhältnisse ziemlich laut (und in der Menge von Gegnern meiner Mannschaft stehend) geradezu wagemutig als das erste Tor fällt. Die anderen Damen und Herren geben laute Buh- und Protestrufe von sich ab. Insgesamt fällt auf, dass die englischen Fans hier eher ihr ganzes Land anfeuern: „Come on England!!!“ Während ich lauthals „Schweiniiiiiii, Poldolskiiii und Özillllll“ brülle. Liegt das an meinem fehlenden Nationalstolz?
Als das englische Tor fällt wird mir bewusst, dass mein Gegröle für das deutsche Tor wirklich ein wenig dünn war. Das geht entschieden lauter: Die Menge um mich herum brüllt so gigantisch, und macht einen ohrenbetäubenden Lärm, dass ich vor der Tatsache langsam Angst bekomme, was passiert wenn mehr deutsche Tore fallen sollten. Überhaupt ist der Herr der hinter mir steht auch schon ganz nervös, aber auch weil nur ein Sternchen sein Hemd ziert und schließlich erinnert er mich noch an das damals entscheidene Wembely-Tor.
Übrigens finde ich den von Kollegin so geschätzen und von Ihr am liebsten adoptierten Torwart Neuer super! Gut dass die den eingestellt haben. Der Keeper der Engländer erinnert mich eher an einen jungen Yannick Noah.
In der Halbzeit wechseln wir die Location, und wechseln in einen klimatisierten Pub. Hier ist die Atmosphäre moderater, die vereinzelten Fans sitzen ruhig an Tischen und zittern ab der zweiten Halbzeit für Ihre Mannschaft. Das dritte Tor fällt hier dann auch eher etwas unter den Teppich – bei so wenigen Gästen kann ich nicht so herum brüllen und überhaupt tun die Engläder mir auch ein wenig leid, dass das zweite Tor nicht anerkannt wird. Ich hätte denen das vermutlich geschenkt. Man muss doch im Sinne der Völkerverständigung auch mal etwas Großzügigkeit beweisen?!
Zum Ende des Spiels fragt ein Engländer seinen Kumpel, wer wohl der nächste englische Nationaltrainer wird. Der Kumpel sagt: „I suppose Mickey Mouse - everything is better than Capello." An einem anderen Tisch wird dann noch Carla Bruni vorgeschlagen, da die wenigstens gut aussieht. Was für ein Erlebnis!
Autorin: Daniela Höhmann, Fotos: Daniela Höhmann
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